Kultur

Die gabunische Kultur ist geprägt von der Tradition und geformt von der reichen ethno-linguistischen Vielfalt des Landes (ca. zehn große Gruppen, die sich in ungefähr 40 Untergruppen unterteilen). Sie zeigt sich in Riten und Religionen und spiegelt sich in der attraktiven Folklore. Es ist schwierig, sich nicht von den frenetischen Rhythmen der typischen gabunischen Tänze anstecken zu lassen .. Und dazu die Schönheit der Gewänder!

Die Tradition spiegelt sich gleichermaßen in den Werken der modernen Künstler, seien es Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Sänger oder Tänzer. Es ist kaum nachzuvollziehen, warum die Mehrzahl dieser Künstler jenseits der nationalen Grenzen und des Kontinents unbekannt ist. Pierre-Claver Akendengu� (seit den 60er Jahren) und Oliver Ngoma (seit den 80er Jahren) sind die beiden Sänger, die international bekannt sind. Kein neueres literarisches oder wissenschaftliches Werk ist bis heute ins Deutsche übersetzt worden. Neben Romanschriftstellern gibt es eine Vielzahl hervorragender politischer, wirtschaftlicher, Rechts- und Geschichtsautoren, deren Werke überwiegend in Frankreich verlegt werden. Es mangelt nicht an Talenten internationaler Klasse, aber der Staat kann Mäzene und Förderer nicht ersetzen, ohne die der Durchbruch in der internationalen Szene kaum möglich ist. Die Ölgesellschaften Shell und Elf, das französische Kulturzentrum Saint Exup�ry leisten in diesem Bereich bemerkenswerte Arbeit.

Die von der gabunischen Botschaft in Deutschland organisierten Veranstaltungen haben es einem immer zahlreicher werdenden Publikum ermöglicht, die gabunische Kultur, einschließlich der kulinarischen, zu entdecken.

Die internationale Zusammenarbeit wird vom Land gesucht, um ein Museum aufzubauen, das sowohl die Tradition als auch die Moderne der gabunischen Kultur in einem ihr angemessenen Rahmen zeigen soll. In der Zwischenzeit kann man einige Meisterwerke in dem bescheidenen Gebäude bewundern, das als Museum der Kunst und Tradition in Libreville dient. Die gabunischen Masken (insbesondere der Fang und Kota) sind auf dem Kunstmarkt sehr begehrt. Die Museen der westlichen Welt sind voll von bewerkenswerten traditionellen Kunstwerken. Es gibt genaugenommen keine Galerien, in denen der Amateur die Werke der modernen Maler und Bildhauer erwerben kann. Man muss sich im Milieu auskennen, um die Meisterwerke der einen oder anderen bewundern zu können. Bis auf ein oder zwei Ausnahmen leben sie nicht von ihrer Kunst.

 

 

 

Libreville feiert 150. Geburtstag:
Stimmung wie in Rio

Das 3. Kulturfest in Libreville, das in Zukunft alljährlich abgehalten werden soll, brachte Gabuns Hauptstadt Ende Mai 1999 zum Kochen: 7.654 verschiedene Auftritte in vier Tagen sorgten für eine Stimmung, die dem Karneval in Rio in nichts nachstand.

*** Guy Mvelle

Die Feierlichkeiten begannen mit einer Konferenz anläßlich des 150. Geburtstags der Stadt. Auf dem Podium: der Historiker Ange Ratanga Atoz, graue Eminenz in seinem Fach, und ein Fachmann für Sklavenfragen, Joseph Boubacar Ndiaye, vom Gor�e-Museum im Senegal, die in ihren Beiträgen die Geschichte der Stadt erläuterten.

So erfuhr man u.a., daß mehrere Verträge mit allen Küstenchefs abgeschlossen wurden, die Frankreich im letzten Jahrhundert die Hoheit über die Küste als erstes französisches Gebiet in Gabun zugestanden. Der Sklavenhandel blühte, Frankreich hatte jedoch die Wiener Konvention unterschrieben, die 1815 die Sklaverei abschaffte, und einigte sich mit den Briten darauf, dem in all seinen Gebieten Folge zu leisten.

1846 landete ein brasilianisches Schiff namens Elisia mit Sklaven aus Kongo auf der Insel Gor�e im Senegal. Drei Jahre später, 1949, ließen sich diese an Gabuns Küste nieder und bildeten eine Dorfgemeinschaft, die sie dann dem Anlaß gerecht LIBREVILLE Freie Stadt nannten.

Das Kulturfest, eine Initiative des Bürgermeisters Paul Mba Abessole Nteme, der damit den verschiedenen Ethnien des Landes die Möglichkeit geben wollte, ihre Kunst und Kultur darzustellen und für ein gutes Verständnis untereinander zu werben, fand zum ersten Mal 1997 statt. Eine bescheidene Veranstaltung mit damals 150 Darbietungen, die jedoch bereits im letzten Jahr auf 500 anstiegen und nun dieses Mal in 7.654 verschiedenen Auftritten gipfelte. Kunstausstellungen, Tanz- und Musikdarbietungen der verschiedenen Ethnien Gabuns waren vertreten, und selbst in Gabun hergestellte homöopathische Medikamente waren im Angebot. Unterstützt wurden die Einheimischen von Teilnehmern aus Angola, Benin, Burkina Faso, Kamerun, Mali, Nigeria, Senegal und Togo. Ein weiterer Höhepunkt war der Auftritt des Howard University Chorus aus USA.