Präsidenten EL HADJ OMAR BONGO ONDIMBA
Am 30. Dezember 1935 wird
Präsident EL HADJ OMAR BONGO ONDIMBA geboren.
Am 25. September 1965 wird er Präsidialminister für Verteidigung und Koordination, und ab August 1966 Informations- und Tourismusminister. Am 25. Februar 1967 wird er zum Vizepräsidenten gewählt. Nach dem Tod des Präsidenten L�on Mba am 28. November 1967 wird er verfassungsgemäß sein Nachfolger. Am 25. Februar 1973 wird EL HADJ OMAR BONGO ONDIMBA zum Präsidenten der Republik gewählt. Im Juli 1977 wird er Präsident der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU). Am 30. Dezember 1980 spricht ihm das gabunesische Volk erneut sein Vertrauen aus, und auch am 9. November 1986 wird er wiedergewählt. Am 14. März 1990 führt er im Anschluss an den Parteitagsbeschluß der PDG das Mehrparteiensystem ein. Am 5. Dezember 1993 wird er bei den ersten Wahlen im Mehrparteiensystem zum Präsidenten der Republik gewählt. Am 6. Dezember 1998 wird er erneut im Amt bestätigt. Seit dem 4. August 1990 ist EL HADJ OMAR BONGO ONDIMBA in zweiter Ehe mit Edith-Lucie Nguesso verheiratet, der Tochter des Präsidenten der Republik Kongo.
Visionen eines Präsidenten:
El Hadj Omar Bongo Ondimba definiert
seine Vorstellungen
Interview mit dem deutschen Magazin AFRICA live im Oktober 1998
Bevor ich auf Ihre Fragen antworte, möchte ich ihre Redaktion zunächst zu der Initiative, in Deutschland
eine Zeitschrift speziell über Afrika herauszubringen, beglückwünschen. Ich hoffe, dass sich diese
Zeitschrift durch ihre Qualität einen dauerhaften Platz in der deutschen Medienlandschaft sichern
wird. Es wäre insbesondere wünschenswert, dass sie eine Referenz für all diejenigen wird, die den
afrikanischen Kontinent lieben und sich um seine Entwicklung Gedanken machen, trotz des marginalen
Raumes, den unser Kontinent im Rahmen der internationalen Beziehungen einnimmt, und im Gegensatz zu
der Meinung vieler �Spezialisten�, für dies es nichts anderes als ein verlorener Kontinent ist. Afrikas Zukunft
Um auf Ihre Fragen zurückzukommen:
Von der Zukunft sprechen heißt zunächst einmal, die gegenwärtige Situation abzuwägen und Hypothesen
aufzustellen, Ideen und Vorschläge einzubringen, ohne sicher zu sein, dass sie wahr werden.
Afrika scheint heutzutage noch viel öfter durch seine Makel, die es untergraben, wahrgenommen zu werden,
als durch die Zukunftsperspektiven, die sich ihm bieten.
Diese Makel sind gleichzeitig politischer, ökonomischer und sozialer Natur.
Afrika ist zunächst ein wirtschaftlich armer Kontinent, bedingt entweder dadurch, dass keine natürlichen
Ressourcen vorhanden sind oder dass diese von Nicht-Afrikanern zu außerhalb Afrikas festgesetzten
Bedingungen ausgebeutet werden. Man kann auch nicht ausschließen, dass die Ressourcen nicht immer
zweckbestimmt genutzt wurden.
Afrika ist auch ein Flickwerk aus Staaten, die als erstes nach Stabilisierung ihrer eigenen Souveränität
streben und deren Entwicklung zuerst in nationalem Rahmen gesehen wird.
Darüber hinaus ist Afrika Opfer vieler Begehrlichkeiten, die den Kontinent noch tiefer in die Misere
stürzen, anstatt ihn aufzubauen und zerbrechliche Demokratien zu stärken.
Frieden, Sicherheit und Entwicklung
Auf Ihre Frage nach Afrikas Chancen für ein Minimum an Frieden, Sicherheit und Entwicklung kann ich
sehr enthusiastisch und realistisch antworten. Ja, ich glaube an das Afrika von morgen. Mein Enthusiasmus
gründet sich auf der Tatsache, dass Afrika immer jünger wird, immer besser informiert ist über das,
was den Reichtum der Nationen ausmacht, über Mittel und Wege auf dem Kurs zum Wohlstand. Ich stelle
auch mit großer Zufriedenheit fest, dass mittlerweile viele Afrikaner durch ihre Ausbildung und Qualifikation
nicht nur zur Erneuerung ihres eigenen Kontinenten beitragen sondern auch in den entwickelten Ländern
eine ähnliche Rolle spielen. Dies ist ein Pluspunkt für die Zukunft.
Meinem Realismus liegt die Tatsache zugrunde, dass der Weg zum Glück lang und schwierig ist. Dafür
gibt es viele Gründe, ich möchte hier nur einen davon anführen. Man kann heute sagen, dass der größte
Teil der europäischen Länder vergleichbare Lebensstandards und kulturelle, wissenschaftliche und technologische
Gemeinsamkeiten hat, die die übrigen auf dem Weg zum Fortschritt mitziehen können. Diese Parameter
findet man in ganz Afrika nicht, so dass es für einen gewissen Zeitraum noch schwierig sein wird,
mit einer gemeinsamen Stimme und auf gleiche Weise gegenüber dem Rest der Welt aufzutreten - aber
wir arbeiten daran. Das Beispiel Zentralafrika
Nehmen wir diese Region einmal
als Beispiel. Hier haben wir bereits gemeinsam mit unseren
Nachbarländern mehrere Initiativen ergriffen. Aber der politische Wille der Führer, die danach streben,
ihre Völker mittels Zusammenarbeit auf den Weg der regionalen Integration zu bringen, wird aufgrund
der Verschiedenheit der Probleme nicht unbedingt von allen Völkern auf die gleiche Weise wahrgenommen.
Man ist sich zwar darüber im klaren, dass freier Personen- und Warenverkehr und Wirtschaftsgemeinschaften
eine Bedingung für den Fortschritt ist, aber in Zentralafrika nicht so leicht realisierbar wie in
der EU. Luxemburg z.B. hat 300.000 Einwohner und vergleichsweise den gleichen Lebensstandard und ist
ebenso entwickelt wie die 14 anderen EU-Mitgliedsländer. Dadurch hat seine Bevölkerung keine Befürchtungen,
innerhalb dieser großen Gemeinschaft ihre Identität zu verlieren, auch wenn dieses Thema im Nachhinein
in manchen EU-Staaten angeschnitten wurde.
Die Union bleibt also das in Zentralafrika und den übrigen Unterregionen Afrikas vordringliche Ziel.
Sie muss die Sicherheit der Grenzen und die politische Stabilität jedes Mitglieds garantieren. An
der Schwelle des nächsten Jahrtausends ist dies eine Aufgabe, die alle angeht, Frieden, innere und
äußere Sicherheit müssen mittels Dialog und Toleranz verwirklicht werden. Ich habe am 16. August 1998,
am Vorabend unseres Nationalfeiertages, in meiner Rede an die Nation zum Ausdruck gebracht dass �den
Frieden zu bewahren und dort wieder herzustellen, wo es Konflikte gibt, den Opfern helfen, eine Aufgabe
ist, die mich angesichts dessen, was auf unserem Kontinent geschieht, dazu verleitet, die Einrichtung
einer afrikanischen humanitären Interventionseinheit vorzuschlagen.�
Eine Union erfordert auch, dass wir wie die EU-Mitglieder gewisse politische und wirtschaftliche Konvergenzkriterien
aufstellen müssen, um eine unterregionale Integration zu erreichen, wie sie die CEMAC, die Wirtschaftsgemeinschaft
Zentralafrikas, bereits darstellt, gefolgt von einer regionalen Einheit, wie sie im Aktionsplan von
Lagos vorgesehen ist. Hier ist jeder aufgerufen, seine ethnischen Reflexe und nationalen Egoismen
zum Schweigen zu bringen und Stammesdenken aus den Beziehungen zur Außenwelt zu verbannen.
Sie wissen, dass die Konflikte in Afrika ethnischer oder ideologischer Natur sind. Jeder will seine
Ansichten der gesamten Gruppe, der er angehört, aufzwingen. Man kann jedoch nicht ausschließen, dass
diese Konflikte geschürt werden von denen, die vorgeben, uns helfen, uns entwickeln zu wollen - denen
es aber nur um die bessere Wahrung ihrer eigenen Interessen geht?
Wir müssen uns besser kennen lernen und uns gegenseitig ergänzen. Hierzu wird die Entwicklung der
Kommunikationswege innerhalb des Kontinents beitragen.
Afrika und die ausländischen Investoren
Wie bereits gesagt, ist Afrika arm, insbesondere, was die Kaufkraft angeht, was Investoren aus den
entwickelten Ländern dazu verleitet, uns den Rücken zu kehren - was sie allerdings immer abstreiten
-, und sich andere Betätigungsfelder zu suchen, in USA, dem Nahen Osten, Asien oder Osteuropa.
Wir sind überzeugt, dass sich diese Situation in den nächsten Jahren positiv verändern wird. Man wird
erkennen, dass Afrika mit seinen 800 Millionen Verbrauchern ermöglicht werden muss, ein wirklicher
Partner zu werden.
Die Schuldenlast ist ein beträchtliches Handicap auf dem Weg zu diesem Ziel.
Muss daran erinnert werden, dass Amerika nach Ende des zweiten Weltkrieges verstanden hat, dass die
Hilfeleistungen, die es Europa zugute kommen ließ, letztendlich eine Hilfe für das eigene Land darstellten?
Heute sind die europäischen Investitionen in USA und die amerikanischen in Europa eine Quelle gegenseitigen
Wohlstands - wenn man jetzt einmal nur die positiven Aspekte der euro-amerikanischen Partnerschaft
betrachtet.
Es ist ein Fakt, dass im internationalen Kapitalverkehr Afrika den entwickelten Ländern niemals soviel
Verluste beschert hat wie sie andere Kontinente hinnehmen mussten. Vermutlich ist es Zeit, dass Afrika
größeren Nutzen aus dem Ende des kalten Krieges zieht.
Investieren in Gabun lohnt sich
Um auf Gabun zurückzukommen: Meistens wird meinem Land der Zugang zu gewissen �Schaltern der internationalen
Kooperation� mit der Bemerkung verweigert, dass Gabun angeblich ein reiches Land sei. Hier muss ich
feststellen, dass die EU z.B., bereits entwickelt und 10.000 mal reicher als Gabun, Mitgliedsländern
Mittel zur Verfügung stellt und ihnen dadurch hilft. Natürlich kann man niemandem die Verwendung seiner
Mittel vorschreiben, aber vermeintlicher Reichtum als Argument für die Nichtbewilligung von Entwicklungsmitteln
an Gabun, wo Investitionen wünschenswert und rentabel sind, ist nicht einzusehen, wenn man bedenkt,
dass manchen Nicht-EU-Ländern solche gewährt werden, ohne dass derartige Kriterien überhaupt berücksichtigt
werden.
In diesem Zusammenhang möchte ich betonen, dass Gabun den Vertrag zur Harmonisierung des Geschäftsrechts
(OHADA), der am 1.1.1998 in Kraft getreten ist, unterzeichnet hat. Und wir haben soeben mit Deutschland
das �Abkommen zwischen der BRD und der gabunischen Republik über die gegenseitige Förderung und den
gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen� unterzeichnet. Die Investitionsvorschriften, das Bergrecht,
ebenso wie die Bedingungen für die Gewährung von Handelserlaubnissen wurden geändert � Maßnahmen,
die darauf zielen, mehr Investoren für Gabun zu gewinnen.
Mehr
als in der Vergangenheit möchten wir alles daran setzen, dass Gabun in Zukunft die Grundbedürfnisse
seiner Bevölkerung auf so vielen Gebieten wie möglich befriedigen kann. Ausbildung und Forschung sind
Mittel zu diesem Ziel. Die Weiterverarbeitung unserer natürlichen Ressourcen ist ein weiteres Vorhaben
angesichts der leidvollen Erfahrungen, die wir mit unseren Rohstoffen gemacht haben. In diesem Sinne
habe ich vor einigen Tagen den Grundstein für eine Fabrik gelegt, die unser Mangan in Agglomerat weiterverarbeiten
wird und uns somit ermöglichen wird, unser Mangan besser zu nutzen.
Gabun ist ein schönes Land, das es verdient, weltweit von Touristen besucht und besser bekannt zu
werden. Wir legen ganz besonderen Wert darauf, unsere natürliche Umwelt zu bewahren, und diese Politik
wird fortgeführt und intensiviert werden.
Ich könnte noch auf so viele weitere Gebiete ausschweifen! In meiner vorerwähnten Ansprache habe ich
auch darauf hingewiesen, dass �im Bereich Gesundheit und Arbeitslosigkeit viel ehrenamtliche Arbeit,
Solidarität und großzügiges Handeln erforderlich sind, und dass diese Bereiche auch eine Herausforderung
für die Zukunft darstellen.� Und auch diese Ziele sind nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auf
dem Gesamtkontinent erforderlich.
Wir reichen alle denen die Hand, die uns auf diesem Weg begleiten wollen, in Gabun und in ganz Afrika.
El Hadj Omar BONGO ONDIMBA
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